Die Göffel-Methode

Wie entwickle ich auf kreative Art und Weise eigene Maßnahmen zur Reduktion von CO₂-Emissionen? Die Göffel-Methode ist ein anschauliches Beispiel der drei Paradigmen Effizienz, Konsistenz und Suffizienz.

Die Göffel-Methode

Klar, es gibt viele Maßnahmenkataloge, die mich als Kulturbetrieb bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen inspirieren können, wie zum Beispiel die Werde aktiv Seite von Music Declares Emergency oder der Code of Conduct von Clubtopia. Auch ChatGPT hilft gerne weiter und spuckt viele allseits bekannte Maßnahmenempfehlungen aus.
Aber wie entwickle ich eine Nachhaltigkeitsmaßnahme für meine ganz individuellen Herausforderungen – wenn ich etwa eine Emissionsquelle identifiziert habe, für die es keine 0815 Lösung gibt?

Beispiel Foodtruck

Versetze dich in die Lage eines Foodtruck-Besitzers oder -Besitzerin. Du möchtest nachhaltiger werden und hast herausgefunden, dass viele deiner Emissionen durch das Herausgeben von Einweg-Plastikbesteck zu jeder Mahlzeit verursacht werden.
Wie verringerst du jetzt diese Emissionen?

Der Status quo

Je ein Löffel und eine Gabel aus Einweg-Plastik werden zu jeder Mahlzeit herausgegeben.

Schritt 1: Der Status Quo

Der Effizienz-Gedanke

Effizient bedeutet, mit verhältnismäßig geringem Aufwand viel zu bewirken. In unserem Beispiel ist der Aufwand das eingesetzte Material. Mit weniger Material den gleichen Zweck erfüllen, das wäre effizient.
Hast du schon mal von einem Göffel gehört? Das ist ein seltsam anmutendes Gebilde, das aus der Kombination aus Gabel und Löffel entstanden ist. Kann Gemüse aufpieksen, aber auch Suppe löffeln, und verbraucht dabei nur die Hälfte des Plastik-Materials!

Schritt 2: Der Effizienz-Gedanke. Kann ich das auch mit weniger schaffen?

Der Konsistenz-Gedanke

Ein effizienter Einweg-Plastik-Göffel wird aber trotzdem nur einmal verwendet und dann weggeworfen. Wäre es nicht toll, wenn der Göffel aus festerem Plastik, oder sogar Metall wäre, das abgespült und wiederverwendet werden könnte?
Konsistenz bedeutet, dass etwas seinen Zweck immer wieder erfüllen kann. Oder zumindest in einer anderen Form nach der Benutzung ein neues Leben bekommt.
In unserem Fall ersetzen wir also den Einweg-Göffel mit einem Mehrweg-Metall-Göffel, der lange halten wird.

Schritt 3: Der Konsistenz-Gedanke. Kann ich das wiederverwenden?

Der Suffizienz-Gedanke

Schonmal eine ziemlich tolle Verbesserung gegenüber dem Status quo! Ein nachhaltigeres Besteck für meinen Foodtruck gibt es nicht. Na ja, gut, das wirklich nachhaltigste Besteck wäre eben gar keins. Aber das geht eben nicht. Oder geht es doch?
Suffizienz bedeutet Genügsamkeit. Wenn ich mit meinem Foodtruck Speisen anbiete, die ich alle einfach auf die Hand nehmen kann – Fingerfood also –, dann muss kein Besteck irgendeinen Zweck erfüllen. Also weg damit, genug Göffel-Talk.

Schritt 4: Der Suffizienz-Gedanke. Brauche ich das wirklich?

Da hätte ich auch gleich drauf kommen können, dann hätte ich mir die Arbeit mit der Effizienz und der Konsistenz gespart. Es macht deshalb Sinn, sich erst einmal zu fragen, ob man auch ganz und gar ohne auskommen kann.

Die Methode

Hier sind die drei Gedanken, die dir dabei helfen, individuelle Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu entwickeln:

Effizienz Konsistenz Suffizienz
Kann ich das auch mit weniger schaffen? Kann ich das wiederverwenden? Brauche ich das wirklich?

Wende sie gerne einmal selbst an. Hier folgt noch ein Beispiel, über das du dir deine eigenen Gedanken machen kannst:

Beispiel Projektbesprechungen

Status quo: Für ein Projekt wird jede Woche ein Meeting anberaumt, zu dem alle Beteiligten ins Büro anreisen müssen.

Effizienz

Es wird vorher abgefragt, ob es Updates gibt oder Entscheidungen getroffen werden, die ein Meeting benötigen. Wenn nicht, wird auf die nächste Woche vertagt. Meetings werden online abgehalten, sodass niemand anreisen muss.

Konsistenz

Für die An- und Abreise werden nachhaltige Verkehrsmittel verwendet, die keinen fossilen Kraftstoff einmal verbrennen, sondern durch Ökostrom betrieben oder wiederaufgeladen werden können. Online-Konferenzen finden auf grün gehosteten Servern statt.

Suffizienz

Sollten wir das Projekt überhaupt angehen? Müssen alle Beteiligten wirklich Teil des Projekts sein?

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